KAB Diözesanverband Osnabrück
Katholische Arbeitnehmer-Bewegung

KAB Diözesanverband Osnabrück

Positionspapier zu Familie des KAB-.Bezirksverbands Osnabrück



Klaus Mendrina Leiter des Arbeitskreises
1. Warum wir uns äußern wollen

Als KAB (Katholische Arbeitnehmerbewegung) im Bezirk Osnabrück sehen wir zusammen mit dem Familienbund der Katholiken das Leben bunt und vielfältig, auch in der Frage der Familien. Die Diskussion über Familien und Familienformen, über Ehe und gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften wird in Gesellschaft und Familienpolitik intensiv geführt.

Die gemeinsame Position zu Familie ist:
Die perfekte, fehlerlose Familie gibt es nicht. Eine Familie ist immer ein Spannungs- und Lernprozess, ein Leben lang. Familie ist ein Ort, wo Menschen miteinander lernen; ein Ort, auch mit Begrenzungen zu leben und zu verstehen, dass Familie nicht das Paradies auf Erden ist. Dazu ist es für eine Familie eine große Hilfe in größeren Zusammenhängen zu leben. Es ist gut, wenn Familien sich solidarisch miteinander verbinden.

„Familien werden in ihren Strukturen und Funktionen vom gesamtgesellschaftlichen Wandel nachhaltig beeinflusst.“ ( Grundlagenprogramm des Familienbundes der Katholiken). Die gesellschaftlichen Veränderungen fordern deshalb die KAB (Katholische Arbeitnehmerbewegung) heraus die Positionen zur Familienpolitik weiterzuentwickeln. Als sozialpolitischer Verband geht es der KAB dabei um die Verbesserung und die Stärkung von Familie, nach denen sich die gesamte Familienpolitik auszurichten hat.

Die Botschaft Jesu Christi und seines Evangeliums sowie die Soziallehre der Kirche sind unsere Motivation und Inspiration dieses gesellschaftspolitischen Engagements. Der christliche Glaube ist eine Kraftquelle für Ehe und Familie, wie auch für den solidarischen Einsatz in Gesellschaft und Politik.

2. Begriffe, die für unsere Idee stehen: Mensch – Beziehung – Paar – Ehe – Familie

Jeder Mensch ist mehr wert als alles Gold der Erde (Joseph Cardijn), der Mensch ist dem Menschen Weg zu Gott (Romano Guardini), er ist Gottes Ebenbild, in dem Gott um seiner selbst willen geehrt sein will (Franz von Assisi). So sehen wir in jedem Menschen die Ebenbildlichkeit Gottes, die seine unantastbare Würde begründet.
Kinder müssen Kinder sein dürfen.

Menschen sind geschaffen, um in Beziehung zu leben. In jeder liebenden Beziehung zu einem anderen Menschen ereignet sich auch etwas von Gottes Liebe.

„Im katholischen Verständnis spenden sich die Ehepartner das Sakrament der Ehe und bringen damit zum Ausdruck, dass sie das Werden und Wachsen ihrer Beziehung nicht nur sich selbst und ihrem eigenen Bemühen verdanken, sondern dass sie sich von der liebenden Nähe Gottes getragen wissen, die sie auf ihrem Weg begleitet und stärkt.“(Familienbild des Familienbundes der Katholiken)
Überall dort, wo auf Treue gegründet Freundschaft, füreinander Eintreten und Verantwortlichkeit der Menschen gelebt werden, ist das moralisch achtenswert - gleichgültig, unter dem Vorzeichen welcher sexuellen Orientierung dies geschieht. Mit dem Familienbund tritt die KAB deshalb für eine klare, vorbehaltlose Akzeptanz der Menschen und ihrer je eigenen familialen Lebensformen ein.

Dort wo Beziehung zwischen Menschen in die Form einer auf Dauer angelegten Paarbeziehung übergeht, erfährt diese Beziehung auch für das gesellschaftliche Zusammenleben eine besondere Bedeutung: Sie wird zur Verantwortungsgemeinschaft, auf die sich nicht nur der Einzelne, sondern auch der Staat berufen kann.

Für Katholiken „ist die Ehe sowohl eine personale als auch eine soziale Gemeinschaft, ein Bund, in dem Mann und Frau vor Gott und der menschlichen Gemeinschaft eine umfassende Partnerschaft für ihr ganzes Leben miteinander begründen und den sie täglich neu zu verwirklichen suchen. Sinn und Ziel der Ehe sind ebenso das Wohl der Partner wie auch die Erziehung der Kinder als Ausdruck verantworteter Elternschaft. Die solidarische und gleichberechtigte Verbundenheit von Mann und Frau in der Ehe, deren rechtliche Verpflichtungen sie mit der Eheschließung anerkennen, und ihre Verantwortung gegenüber den Generationen (Kinder und Eltern) begründen den Anspruch auf eine Wahrung und – auch wirtschaftliche – Förderung dieser Institution, die im Grundgesetz zusammen mit der Familie unter den besonderen Schutz der staatlichen Ordnung gestellt ist.“(Grundlagenprogramm des Familienbundes der Katholiken).

Eine gute Paarbeziehung – egal in welcher Form – ist die beste Voraussetzung für das gute Aufwachsen von Kindern und somit Basis einer glückenden Familie. Die Qualität der Paarbeziehung bedingt die Qualität der Familie.

Die Vielfalt und die Dynamik der Paarbeziehungen sind verantwortlich für die heutige Vielfalt der Familienformen. Es sind ja nicht die Kinder, sondern die Partner, die mit der Wahl ihrer Beziehungsform, die Form der Familie bestimmen.
Entsprechend sind die Erscheinungsformen:

„So stellt sich das dynamische Sozialgebilde Familie [heute] in unterschiedlichen Erscheinungsformen dar:
• Familien sind weit überwiegend Lebens- und Verantwortungsgemeinschaften von verheirateten Eltern mit ihren heranwachsenden Kindern oder Pflegekindern.
• Zunehmend – oft nur in der ersten Familienphase – sind Familien als nichteheliche Lebensgemeinschaften mit Kindern zu begreifen.
• Daneben gibt es Ein-Eltern-Familien, die auf Verwitwung, Scheidung oder nichtehelicher Elternschaft beruhen können,
• Familien mit Kindern aus vorhergehenden Partnerschaften eines Elternteils/beider Elternteile und
• Familien, in denen sich erwachsene Kinder um ihre mit ihnen zusammenlebenden Eltern verantwortlich kümmern.

In vielen Fällen sind Familien über das gemeinsame Wohnen und Wirtschaften (Familienhaushalt) hinaus in vielfältigen verwandtschaftlichen Netzwerken verbunden. Das Zusammenleben von Eltern mit Kindern und Großeltern (Drei-Generationen-Familienhaushalt) stellt zwar heute eine sehr kleine Minderheit des familialen Zusammenlebens dar. Dies darf aber nicht den Blick dafür verstellen, dass sich die Großelterngeneration und die jungen Familien, auch wenn sie nicht zusammen wohnen, oft solidarisch im Geben und Nehmen unterstützen und sich mit Betreuungs- und Pflegearbeiten gegenseitig helfen. Dies wird besonders in Notsituationen deutlich.“ (Grundlagenprogramm des Familienbundes der Katholiken).

Familien nehmen generationsübergreifend eine auf Dauer angelegte Verantwortungs-beziehung wahr. Das ist besonders für eine gesunde Entwicklung von Kindern wichtig, wie die Ergebnisse der psychologischen und neuropsychologischen Forschung und der modernen Hirnforschung zeigen.

Für die Entwicklung und emotionale Widerstandsfähigkeit des Kindes ist besonders die Qualität der frühkindlichen emotionalen Bindung wichtig.

Für die Entwicklung und die emotionale Widerstandsfähigkeit des Kindes ist wesentlich die Qualität der frühkindlichen emotionalen Bindung wichtig.

Die Bindung an Bezugspersonen ist nicht von vornherein gegeben, und entwickelt sich über die alltäglichen Zuwendungen und Versorgungen im Laufe des ersten Lebensjahres eines Kindes Schritt für Schritt. Bis etwa zum 3. Lebensjahr entsteht eine stabile belastbare Bindung.

Daher gehört es zur Stärkung von Familien besonders diese Verantwortungsbeziehung zu ermöglichen. Das Kind muss ab Geburt einen verlässlichen Erwachsenen (möglichst Mutter oder Vater) erleben.

3. „Forderungen der KAB aus dem sozialpolitischen Einsatz für die Familie“

In den Familien muss die wirtschaftliche Situation so hergestellt werden, dass jedes Kind in seinen ersten drei Lebensjahren verlässlich einen Erwachsenen zur Betreuung erlebt.
Wir fordern ein bedingungsloses Grundeinkommen für jedes Kind, dadurch können alle zu beantragenden Leistungen entfallen.
Durch die zusätzlichen Kosten für eine zusätzliche Person fordern wir ein bedingungsloses Grundeinkommen für jedes Kind.
Die Betreuung und die Versorgung eines Kindes ist das natürliche Recht der Eltern.
Der Schutz der gemeinsamen Feiertage und Sonntage muss gestärkt und ausgeweitet werden, um gemeinsame Zeit in Familie verbringen zu können.
Alleinerziehende, Arbeitslose und Geringverdiener bedürfen der besonderen staatlichen und gesamtgesellschaftlichen Unterstützung.
Zum Auftrag der Schule gehört neben der Vorbereitung auf die Erwerbsarbeit auch die Vorbereitung auf die Familienarbeit mit dem Bestandteil Kinderbetreuung und Pflege.
Spielplätze gehören deshalb nicht an den Rand der Siedlungen sondern dort wo Familien mit Kindern leben.
Die Teilnahme von Familien mit Kindern sollten bei allen gesellschaftlichen und kirchlichen Veranstaltungen möglich sein.
Familien bleiben trotz des tiefgehenden gesellschaftlichen Wandels ein Fundament des gegenwärtigen und des zukünftigen gesellschaftlichen und kirchlichen Lebens und leisten einen großen Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Sie werden weiterhin eine Keimzelle der Gesellschaft sein.
Aus diesen Gesichtspunkten ist den Familien ein Schutzraum vor der zuvor beschriebenen Ökonomisierung aller Lebensbereiche mit ihren Folgen zu gewähren.
Um die Familien und damit den Zusammenhalt der Gesellschaft zu stärken, ist eine interdisziplinäre Vorgehensweise erforderlich.
In der Triade der Arbeit kann zunächst an die Forderungen der KAB nach einer besseren und sozialen Arbeitswelt angeknüpft werden. Ziel ist es, dass die Arbeitswelt wieder mehr auf die Bedürfnisse der Familien Rücksicht nimmt und sich die Familien in ihrer Alltagsplanung nicht mehr ausschließlich nach den Bedingungen des Marktes richten müssen. (Arbeit hat Vorrang vor Kapital)
- Mehr Tarifbindung – Stärkung des Flächentarifvertrages, um den Familien ein gesichertes Einkommen zu ermöglichen
- Begrenzung der Arbeitszeit, um den Familien mehr Zeit für sich selbst zu geben
- Abkehr von einer befristeten Beschäftigung und Leiharbeit, um gerade den jüngeren Familien eine Perspektive zu geben
- Stärkung des Sozialstaates, um die Angst vor dem Abstieg zu nehmen
- Stärkung der kollektiven Mitbestimmung zur Durchsetzung familienfreundlicher Arbeitsbedingungen
- Abbau der psychischen Belastungen an den Arbeitsstätten
- Bessere Bedingungen an den Schulen, um den Schülern ein erfolgreiches Schulleben ohne Angst und Stress zu ermöglichen

Darüber hinaus muss es die Verantwortung aller Beteiligten sein eine Kultur zu schaffen, in der Familien mit Kindern ein höheres gesellschaftliches Ansehen genießen.

Auch gesellschaftlich bleibt die Familie wichtig, da sie eine innere Solidargesellschaft ist, die in allen Lebenslagen gegenseitige Unterstützung leistet.

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